Zur Verbesserung des Erhaltungszustands von bestimmten Lebensraumtypen (nach Anhang 1 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL)) wurde ein landesweites Schutzkonzept entwickelt.
Die Prioritäten für die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung und Erhaltung von Lebensraumtypen in Schleswig-Holstein leiten sich im Wesentlichen aus zwei zentralen Kriterien ab:
Schleswig-Holstein hat zur Erreichung der Ziele der FFH-RL auf Bundesebene einige Grundsätze konzipiert.
Ein grundlegendes Prinzip dabei lautet: Erhalt vor Verbesserung.Auf dieser Basis wurden folgende Prioritäten festgelegt:
Das landesweite Prioritätenkonzept bildet damit die Grundlage für ein gezieltes und wirksames Handeln im Sinne der FFH-Richtlinie – mit dem Ziel, die biologische Vielfalt zu sichern und gefährdete Lebensräume langfristig zu erhalten und zu fördern.
Dieses landesweite Konzept wird u.a. durch uns als Lokale Aktion in der Eider-Treene-Sorge-Region umgesetzt. Dabei werden bestimmte Lebensraumtypen regelmäßig kontrolliert, Beratungsgespräche mit den Flächennutzern geführt und bei Bedarf ggf. Pflegemaßnahmen konzipiert und umgesetzt.
Pflegemaßnahmen des LRT-4030 – Trockene europäische Heiden
Worum geht es?
Die Gemeinde Alt Bennebek beheimatet einen in Schleswig-Holstein (SH) selten gewordenen Lebensraum: die trockene Sandheide. Ursprünglich nahmen Heiden fast 17 % der Landesfläche in Schleswig-Holstein ein, während dieser Anteil heute nur noch 0,06 % beträgt (LfU, 20221). Die Fläche liegt im Naturraum der Schleswiger Vorgeest, welche durch sandige Böden z.T. mit Binnendünen geprägt ist. Die mageren und trockenen Landschaften wurden früher extensiv beweidet oder geplaggt, wodurch offene Landschaftselemente geschaffen wurden. Diese ehemals verbreitete Bewirtschaftungsform schuf ausgedehnte Heide- und Magerrasenflächen, welche bedeutende Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt darstellen. Durch die Industrialisierung der Landnutzung, die Intensivierung der Landwirtschaft und die Vermehrung von teils invasiven Neophyten sind solche Trockenlebensräume gefährdet. Derzeit wird die Gemeindefläche nicht bewirtschaftet. Seit vielen Jahren liegt sie brach, was zu einer starken Vergrasung führte und die ungehinderte Ausbreitung der invasiven Traubenkirsche begünstigte.
Was ist geplant?
Zur Wiederherstellung und Stärkung solcher gefährdeten Offenland-Lebensräume möchten wir Renaturierungs- und Pflegemaßnahmen in diesem Trockenlebensraumtyp umsetzen.
Die geplanten Maßnahmen haben zum Ziel, den Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps zu bewahren und zu verbessern. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde hat die Lokale Aktion Kuno e.V. diese Maßnahmen konzipiert und notwendige Genehmigungen eingeholt.
Was ist das Ziel?
Ziel ist es, lebensraumtypische Pflanzenarten, Reptilien (z.B. Zaun- und Waldeidechsen) und Insekten (z.B. Wildbienen und Schmetterlinge) trockener Offenlandlebensräume zu fördern. Heidekrautgewächse (Ericaceae) sind insbesondere wertvolle Nahrungsquellen für Wildbienen, da sie noch bis in den späten Sommer hinein blüht. Zahlreiche Arten sind zudem auf die Blüten bestimmter Pflanzen in Trockenlebensräumen spezialisiert. Beispiele dafür sind die Heidekraut-Sandbiene (Andrena fuscipes), die ausschließlich die Besenheide (Calluna vulgaris) nutzt oder die Große Glockenblumen-Scherenbiene (Osmia rapunculi), die Glockenblumen benötigt. Die geplanten Maßnahmen sorgen dafür, dass offene Bodenbereiche erhalten und wiederhergestellt werden. Diese erwärmen sich im Frühjahr schnell und bieten wichtigen Lebensraum für bodenbrütende Wildbienenarten, von denen viele gefährdet sind. Ebenso bieten die Flächen geeignete Nistmöglichkeiten für Wildbienen, die hohle Räume nutzen. Diese Arten legen ihre Brutzellen oft in die markhaltigen Stängel abgestorbener Pflanzen an. Für viele kleine Wildbienenarten, deren Flugradius oft nur wenige hundert Meter umfasst, ist das Zusammenspiel aus Blütenpflanzen und geeigneten Nistplätzen von zentraler Bedeutung. Einen weiteren wichtigen Lebensraum bieten die sandigen, trockenen Heideflächen Reptilien. Auf der Gemeindefläche wurde die Waldeidechse kartiert, sowie Zauneidechsen bei der Begehung der Fläche gesichtet. Für Zauneidechsen zählen Zwergstrauchheiden, Sonnenplätze, Totholz o.ä. und Offenbodenbereiche zu lebensraumtypischen Merkmalen.
Das langfristige Ziel der Pflege besteht darin, die Ausbreitung invasiver Arten, insbesondere der Traubenkirsche (Prunus serotina) und des Spierstrauchs (Spiraea), zu reduzieren, um einen strukturierten, offenen und artenreichen Lebensraum dauerhaft zu bewahren.
Wann geht es los?
Ab Okotber 2025 starten die ersten Pflegemaßnahmen wie die Rodung und Fällung der gebietsfremden Gehölze. Im Frühjahr und Herbst 2026 sind weitere Maßnahmen geplant wie etwa die Entfernung des Jungaufwuchses der Traubenkirsche oder eine erneute Beweidung mit der Landesschafherde.
Wer finanziert die Maßnahmen?
Die Maßnahmen werden über das Projekt „Aufwertung und Pflege von Lebensraumtypen“ aus Landesmitteln über das MEKUN (Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur SH) finanziert.
Was könnt ihr tun?
Im Frühjahr 2026 ist eine Freiwilligenaktion geplant, bei der wir viele helfende Hände brauchen werden, um den Jungaufwuchs der Traubenkirschen auch händisch mit Hacke und Spaten herauszuholen. Dazu wird es rechtzeitig auf unserer Homepage und auf unserem Instagram-Account nähere Informationen geben.
1 Landesamt für Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (LfU, Dezember 2022): Die Inventur der Natur, Ergebnisse der landesweiten Biotopkartierung 2014 bis 2020, Flintbek.